Als Fotograf auf Amrum
Mitte April bin ich für eine Trauung auf Amrumer Leuchtturm auf die schönste Nordseeinsel gereist. Bereits auf der Fähre setzt Entspannung und Entschleunigung ein … und Amrum erreicht man nur über die Fähre und steigt in Wittdün aus, das geschäftigste Dorf auf Amrum. Auch ich habe mich in Wittdün ein wenig mit Verpflegung eingedeckt, der Edeka vor Ort bietet alles, was man im Urlaub und zum alltäglichen Leben braucht. Eingedeckt mit Brötchen und Kaffee setzte ich mich auf mein himmelblaues Fahrrad und fuhr los. Auf nach Nebel. Dort wollte ich mir das Öömrang Hüs und die St. Clemens Kirche ansehen, aber auch die sprechenden Grabsteine und mich des weiterem dem Amrum Feeling hingeben.
Trauung im Öömrang Hüs – heiraten auf Amrum.
Mein erster Halt war das Öömrang Hüs, einem historischen Friesenhaus des 18. Jahrhunderts in dem auch heiraten kann. Dort kann man ein paar Räume besichtigen, u. a.die Gute Stube e mit der wunderschöne, original erhaltenen Fliesenwand und den irgendwie unheimlich anmutenden Alkovenbetten (schlafen in einem Schrank?). Das hat mich ganz besonders interessiert, da ich zum einen hier bald eine Trauung begleiten werde und, wie ihr wisst, ich alte Dinge liebe. Freilichtmuseen und alte Häuser muss ich mir immer ansehen. Ich finde es so faszinierend, mir vorzustellen wie die Menschen damals gelebt haben, die Kinder aufwuchsen und die Menschen mit Sicherheit auch dieselben Sorgen und Nöte hatten wie wir heute, derer Leben aber dazu noch viel entbehrlicher und spartanischer war. Ein wenig bin ich froh, dass ich nicht in dieser Zeit lebe, sondern den Luxus von Warmwasser aus der Wand und Zentralheizung habe.
Trauung auf dem Amrumer Leuchtturm – heiraten auf Amrum.
Das Öömrang Hüs wurde noch bis 1992 bewohnt und die Bewohner schliefen in Alkovenbetten. Darin schliefen sie oft zu zweit oder dritt, das wärmte wunderbar und sparte Platz. Die Betten sind sehr klein, was daran liegt, dass die Menschen damals kleiner waren, aber auch, weil man früher glaubte, der Tod hole einen schneller, wenn man liegt. Erwähnenswert ist auch, dass über dem Bett ein Tau befestigt war, wie man es heutzutage aus Krankenhäusern kennt, an dem man sich zum Aufstehen hochziehen konnte. Früher war Arbeit oft auch Knochenarbeit, da liegt es nur nun nahe, dass dieser Strick bwz. Beim sich aus dem Bett ziehen eine große Hilfe war.
Mir liegt das Ömrang-Hüs sehr am Herzen, wer es sich ansieht, den bitte ich eine Spende zu hinterlassen (in der guten Stube kann man das ohne Umstände tun), damit unterstützt ihr den Öömrang Ferian, der sich u. a. um den Erhalt des Öömrang Hüs kümmert.
Nach dem Öömrang Hüs fuhr ich nur 150 m weiter zur St. Clemens Kirche, auf die ich ebenfalls sehr gespannt war. Das erste was mir beim Eintreten in die Kirche auffiel: Die Kronleuchter haben echte Kerzen. Wie toll, oder? Aber die ganze Kirche ist sehr hübsch. Hell und freundlich und voller Geschichte. Und natürlich kann man sich hier kirchlich trauen lassen.
Rund um die Kirche ist ein Friedhof und hier finden sich auch die historischen sog. sprechenden Grabsteine von Amrum. Sie erzählen die Lebensgeschichten von verstorbenen Amrumern, von Walfang und Piraterie und ein Stein war so teuer wie ein 1 Familienhaus. Auf vielen Grabsteinen sind aufwendige Reliefs von Schiffen abgebildet und zeugen davon, dass der Verstorbene es zu Ruhm und Reichtum gebracht hat. Neben den Kapitänsgräbern konnte man aber natürlich nicht die namenlosen Toten beerdigen, die die See an Land spülte, sondern diese fanden auf einem extra eingerichteten Heimatlosenfriedhof ihre Ruhestätte. Aus Zeitgründen konnte ich den Friedhof der Namenslosen leider nicht besuchen.
295 Stufen, gebaut auf einer 27 m hohen Düne und mit fast 64 m hoch höchste Seefeuer der Nordseeküste: Der rot-weiß gestrichene Leuchtturm. Er ist nicht nur das Wahrzeichen Amrums, sondern auch das zweithöchste Leuchtfeuer an der Nordseeküste.
Ich habe ihn fotografisch ein wenig vernachlässigt, weil – es tut mir ehrlich leid-Leuchtturme mich einfach nicht faszinierend. Sie haben einen wichtigen Zweck, den erfüllen sie und dann ist das für mich auch schon vorbei mit dem Zauber. Ich mag es nicht sehr gerne, so in der Höhe zu sein, auch wenn die Aussicht überwältigend ist. Deswegen bin ich die 295 Stufen auch hochgekraxelt. Allerdings erst am nächsten Tag für die Trauung. Er liegt eingebettet in Dünen und eigentlich kann man ihn von jedem Fleckchen auf Amrum gut sehen.
Auf Amrum gibt es natürlich Meer, Watt, Strand und Dünen in reichlicher Fülle … und dann immer diese kleinen Dörfer, deren Charme ich komplett erlegen bin. Auch wenn noch nichts blühte und grünte (zum Glück, ich hätte sonst nicht mehr zurückgewollt) war es einfach schön, sich treiben zu lassen, hier und da mal zu gucken, zu klönen und zu staunen. Ich komme wieder, das steht fest. Und zwar sehr bald ♥ !